Der kleine baltische Staat Estland gilt als Vorreiter der Digitalisierung. Hier ist digitale Innovation kein Zukunftsprojekt, sondern längst gelebte Realität – auch im Gesundheitswesen. Was genau macht Estland anders? Und was könnte Deutschland daraus lernen?

Digitalisierung als Grundrecht
Bereits seit 1997 ist freier Internetzugang in Estland als Grundrecht in der Verfassung verankert. Heute verfügt das Land über eine flächendeckende WLAN-Abdeckung von 99 Prozent. Verwaltung, Bildung, Wirtschaft – nahezu alle Lebensbereiche sind konsequent digitalisiert.
Auch das Gesundheitssystem profitiert davon. Estland belegt im Digital-Health-Index der Bertelsmann-Stiftung den ersten Platz mit großem Abstand zu anderen europäischen Ländern.
Elektronische Patientenakte seit 2008
Die elektronische Patientenakte (ePA) ist in Estland bereits seit 2008 fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Darin sind alle relevanten Gesundheitsdaten eines Menschen gebündelt – von Diagnosen und Befunden über Medikationspläne bis hin zu Organspende-Entscheidungen. Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser sowie Apotheken sind über ein nationales Netzwerk (ENHIS) verbunden und können so Diagnosen erleichtern sowie Therapien verkürzen.
Patient:innen haben jederzeit die volle Kontrolle über ihre Daten. Zwar könnten alle Behandelnden theoretisch auf die Informationen zugreifen, praktisch entscheiden jedoch die Patient:innen selbst, wer welche Daten einsehen darf. Dieses Opt-out-Verfahren sorgt für hohe Akzeptanz in der Bevölkerung.
E-Rezept und digitale Prozesse
Estland führte bereits 2010 das E-Rezept ein. Heute werden dort monatlich rund 800.000 E-Rezepte ausgestellt – bei nur 1,3 Millionen Einwohnenden. Rezepte, Rechnungen und Abrechnungen laufen digital, was Prozesse für alle Beteiligten vereinfacht und beschleunigt.
Mehr Sicherheit und Entlastung
Die Digitalisierung des estnischen Gesundheitswesens bringt zahlreiche Vorteile mit sich:
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Keine Doppeluntersuchungen: Alle Behandelnden haben Zugriff auf vorhandene Befunde.
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Schnellere Diagnosen: Notärzt:innen können im Ernstfall sofort auf alle relevanten Gesundheitsdaten zugreifen.
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Hohe Datensicherheit: Trotz umfassender Vernetzung bleibt die Kontrolle bei den Patient:innen.
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Entlastung im Alltag: Weniger Papierkram, weniger organisatorischer Aufwand, mehr Zeit für die Behandlung.
Status quo in Deutschland
In Deutschland ist die elektronische Patientenakte aktuell noch im Opt-in-Verfahren geregelt. Patient:innen müssen aktiv zustimmen und Zugriffe freigeben. Die Nutzung der ePA soll jedoch erleichtert und als Opt-out-Variante umgesetzt werden, sodass Versicherte automatisch eine ePA erhalten, der sie widersprechen können, wenn sie dies nicht wünschen.
Datenschutz bleibt dabei ein zentrales Thema: Laut gematik ist die ePA in Deutschland auf einem Sicherheitsniveau, das im europäischen Vergleich führend ist. Dennoch bremsen Datenschutzbedenken sowie fehlende digitale Infrastruktur und klare Prozesse vielerorts die Implementierung.
Fazit
Estland zeigt, was möglich ist, wenn digitale Lösungen konsequent, sicher und pragmatisch umgesetzt werden. Weniger Bürokratie, bessere Behandlungsqualität und mehr Zeit für Patient:innen sind hier Realität.
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Auch in Deutschland eröffnen digitale Anwendungen, gut eingeführt und begleitet, neue Potenziale für Praxen.
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